Musik lÀsst Kassen klingeln
Wer hat es nicht selbst schon erlebt? Wieder einmal quaÌlt man sich an einem Samstag Nachmittag durch die FussgaÌngerzone, kommt aufgrund des GedraÌnges kaum voran, ist gestresst vom LaÌrm und Geschrei in den Strassen und genervt von den Taschen der Entgegenkommenden, die einen immer wieder treffen. Etwas abgekaÌmpft betritt man einen Laden und erlebt, wie die Welt um einen herum ploÌtzlich ruhiger und entspannter wird. Ein tiefer Atemzug, ein Blick zuruÌck auf die am Laden vorbeidraÌngenden Menschen â und gerne laÌsst man sich ein auf die stimmungsvolle AtmosphaÌre, ohne genau zu wissen, wie sie zustande kommt. HaÌufig ist die Hintergrundmusik als integrierter Bestandteil des Ladenkonzeptes verantwortlich fuÌr dieses wohltuende Erlebnis. Bewusst oder unbewusst kann sie uns beruhigen und entspannen, aber auch aktivieren und beschleunigen. Studien zeigen, dass das Tempo der Hintergrundmusik die Schrittgeschwindigkeit und die Zeitwahrnehmung der Kunden zu beeinflussen vermag. Darauf aufbauend haben Wissenschaftler der Forschungsstelle fuÌr Customer Insight der UniversitaÌt St. Gallen (FCI-HSG) in Zusammenarbeit mit moodmountain, dem Schweizer MarktfuÌhrer fuÌr multisensorisches Marketing, die oÌkonomische Auswirkung von Instore-Musik im Einzelhandel untersucht. In einem Feldexperiment uÌberpruÌften sie den Einfluss des Tempos und des Tongeschlechts der Hintergrundmusik auf die erwirtschafteten UmsaÌtze. Hierzu bespielten die Forscher drei Filialen einer Schweizer Kaufhauskette uÌber einen Zeitraum von vier Wochen mit Popmusik, die sich hinsichtlich ihres Tempos (schnell versus langsam) und ihres Tongeschlechts (Dur versus Moll) unterschied. Anschliessend wurde die Auswirkung der Musik auf die stuÌndlichen UmsaÌtze an verschiedenen Kassen ermittelt. Viele EinfluÌsse spielen hierbei eine Rolle: So variieren die UmsaÌtze erheblich uÌber die Wochentage; an Samstagen wird deutlich mehr gekauft als an anderen Tagen. Auch das Wetter uÌbt einen Einfluss aus: So ist die Bereitschaft der Menschen zum Einkaufen bei sehr heissen oder kalten Temperaturen oder Regen geringer als bei gemaÌssigten Temperaturen und Sonnenschein. Alle diese Effekte wurden in der Studie beruÌcksichtigt; unter anderem durch das Einbeziehen stuÌndlicher Wetterdaten von Meteo Schweiz. Die Ergebnisse zeigen, dass sowohl das Tempo als auch das Tongeschlecht der Hintergrundmusik einen Einfluss auf den Umsatz in den getesteten WarenhaÌusern ausuÌben. Langsame Musik fuÌhrt zu einem hoÌheren Umsatz als schnelle Musik, wobei langsame Musik in Moll nochmals besser abschneidet als langsame Musik in Dur. Die Umsatzunterschiede betragen bis zu 5%, variieren jedoch uÌber die verschiedenen Abteilungen. Offenbar lassen sich Kunden durch langsame Musik in Moll beruhigen. Durch die wohltuende AtmosphaÌre âschalten sie einen Gang zuruÌckâ, verweilen unbewusst laÌnger im Laden und taÌtigen mehr EinkaÌufe.