Wenn die Hintergrundmusik im Kaufhaus die Kunden nervt.
Von Zeit zu Zeit gönne ich mir an Wochenenden einen Besuch in einem der groĂen MedienkaufhĂ€user. Ich besuche dort vor allem die Abteilung fĂŒr Filme auf DVDs und Blu-rays, um nach Kinofilm-Highlights Ausschau zu halten.
KĂŒrzlich hatte ich bei einem solchen Besuch eine Begegnung der musikalischen Art.
Als Kunde war ich auf der Suche nach Kinofilm-Entdeckungen, die ich meiner privaten âVideothekâ einverleiben könnte. Eine solche Suche erfordert Geduld und Ausdauer und auch ein gewisses MaĂ an Konzentration. Schnell ist eine attraktive Sammler-Edition ĂŒbersehen.
FĂŒr mein konzentriertes Flanieren durch das reichhaltige Film-Angebot der groĂen Medien-KaufhĂ€user schĂ€tze ich eine leise, unaufdringliche, gerne auch entspannende Hintergrundmusik. Ich bevorzuge also Kompositionen, die, ohne von mir bewusst wahrgenommen zu werden, meinen Auswahlprozess unterstĂŒtzen, indem sie mir helfen, mich zu entspannen und mir die Ruhe schenken, die fĂŒr das AuswĂ€hlen und das Vergleichen meiner Kaufoptionen nötig ist.
Stattdessen wurde ich in diesem GeschĂ€ft mit hohem LautstĂ€rkepegel beschallt. Die basslastiger Dancefloor Musik, die hier als Hintergrundmusik herhalten sollte, wies eine beats-per-minute-Frequenz auf, die meinen Herzschlag-Rythmus spĂŒrbar beschleunigte und meinen Adrenalin-Spiegel beat fĂŒr beat hochpumpte.
Nur keine Ruhe.
ZunĂ€chst bemerkte ich die Ursache fĂŒr meine wachsende Unruhe gar nicht. Ich reagierte einfach nur genervt und kramte Ă€rgerlich und unaufmerksam in den Regalen zwischen denen ich immer nervöser werdend hin und herlief.
Erregte ein DVD-Cover meine Aufmerksamkeit, so nahm ich es kurz in die Hand, betrachtete es flĂŒchtig und stellte es wieder zurĂŒck, ohne dabei wirklich bemerkt zu haben, welchen Filmtitel ich gerade in der Hand gehalten hatte.
Normalerweise streife ich durch die Regale mit ihren fĂŒr mich verlockenden Angebote wie ein JĂ€ger auf der Pirsch. Aufmerksam und konzentriert, jederzeit bereit, meine Chance zu ergreifen, wenn sich mir ein schönes SammlerstĂŒck zeigt. Ich halte Ausschau nach beute, die ich erkenne, sobald ich sie sehe.
Meine finale Kaufentscheidung zögere ich gerne hinaus, indem ich mir Alternativen eröffne. Bei meinem Streifzug durch die Regale lege ich mir unterschiedliche BeutestĂŒcke in den geistigen Warenkorb: eine Komödie auf DVD, eine Limited Edition in der Blechbox, die neue Staffel ein erstklassigen TV-Serie, eine seltene Dokumentation etc.. Erst wenn ich die Regale zwei bis dreimal abgeschritten habe, treffe ich meine Kaufentscheidung, greife mir den Favoriten meiner Auswahl und schlendere damit zur Kasse.
Wie verbreitet meine zögerliche Vorgehensweise beim Filme-Shopping ist, weià ich nicht. Ich glaube aber nicht, dass ich der einzige KÀufer bin, der seine Kaufentscheidung gelassen, mit Bedacht und nicht mit pumpendem Herzschlag treffen will.
Hintergrundmusik am Point of Sale
Gerade weil ich weiss, dass Hintergrundmusik am Point of Sale ein sehr wirksames Marketing-Instrument sein kann (1), verÀrgert mich unpassend ausgewÀhlte und viel zu laut abgespielte Musik in LadengeschÀften besonders.
Und so beschloss ich daher, mich nicht lĂ€nger zu Ă€rgern, sondern mein DVD-Shopping abzubrechen und ein wenig mehr Ruhe oder Wohlklang woanders zu suchen â schlieĂlich haben auch andere GeschĂ€fte Schönes zu bieten und hoffentlich bessere Hintergrundmusik.
Auf dem Weg zum Ausgang lief mir ein VerkĂ€ufer ĂŒber den Weg. Ich sprach ihn an und fragte, wer denn zustĂ€ndig sei, fĂŒr die Musikbeschallung dieser LadenflĂ€chen. Seine Antwort lautete, das sei der Junior-Chef selbst, der kenne sich aus und trete in seiner Freizeit auch als DJ auf.
Kommt Ihnen dieses Einkaufserlebnis bekannt vor? Sind Sie auch schon einmal vor der Hintergrundmusik aus einem Laden geflohen? Oder haben Sie vielleicht das genaue Gegenteil erlebt und können ĂŒber positive Erfahrungen mit Hintergrundmusik am Point of Sale berichten?
Schreiben Sie uns Ihre guten oder schlechten Erfahrungen mit Hintergrundmusik beim Einkaufen.
(1): âMusik lĂ€sst Kassen klingelnâ, Prof. Dr. Andreas Herrmann, Direktion Forschungsstelle fĂŒr Customer Insight (FCI-HSG)